Ralf Keller

Ich bin Journalist und freier Redakteur beim Tiermagazin. Meine Freizeit verbringe ich am liebsten auf dem Rücken meines Hengstes Zabanta.

Katzen – Wohnungshaltung oder Freigänger?

Wo fühlt sich eine Katze am wohlsten: In der schützenden Wohnung oder auf Streifzug? Für viele Besitzer stellt sich diese Frage nicht. Ein Teil der Katzenfreunde hat keine Möglichkeit, seinen Lieblingen freien Auslauf zu gewähren. Da nutzt es wenig, wenn andere das für alternativlos halten. Wer aber die Wahl zwischen Wohnungshaltung und Freigang für sein Tier hat, muss einiges beachten.

Herausforderungen für Wohnungskatzen

Grundsätzlich gilt: Wird eine Katze mangels Alternativen ihr ganzes Leben lang in einer Wohnung gehalten, dann kann sie auch nie positive Erfahrungen mit der Freiheit machen. Sie wird es dann aber auch nicht vermissen. Ein schlechtes Gewissen müssen Besitzer von Wohnungskatzen deshalb nicht haben. Sie sollten nur eins beachten: Katzen brauchen Herausforderungen. Deshalb muss sich jeder, der seinen Liebling ausschließlich in der Wohnung hält, intensiv um sein Tier kümmern. Er muss ihm in den vier Wänden eine Umgebung schaffen, die Abwechslung bietet. Hier empfehlen sich hohe Kratzbäume, Rascheltunnel, in die eine Katze hineinschlüpfen kann und sinnvolles Spielzeug, das die Aufmerksamkeit fördert. Außerdem sollten sich Besitzer von Wohnungskatzen mit den Lieblingen beschäftigen. Das heißt auch, mit ihnen zu spielen. Es gibt eine ganze Reihe von Zerstreuungen, die für Katzen gut sind und die sie in ihrer Entwicklung fördern. Mieze ausschließlich auf dem Sofa hocken zu lassen, ist keine gute Idee.

Wohnungskatze auf Freigang

Eine Wohnungskatze kann auch an Freigänge gewöhnt werden. Dabei sollte jeder Katzenliebhaber wissen: Hat Mieze die neue Freiheit geschnuppert und daran Gefallen gefunden, kann man ihr das nicht mehr nehmen. Übrigens genügt hier eine einzige positive Erfahrung, selbst bei Spaziergängen an der Leine. Ein einmal gegebenes Recht wird das Tier in Zukunft einfordern. Wie beharrlich Katzen dabei sein können, weiß jeder Katzenfreund. Natürlich erobert eine Wohnungskatze eine neue Freiheit in winzigen Schritten. Sie wird sich bei einer offenen Tür zunächst zurückhalten, später lange in der Nähe des Hauses bleiben und bei jedem Geräusch zurück in die sicheren vier Wände flüchten. Doch es gibt auch dem Besitzer Sicherheit, wenn Mieze in Rufnähe bleibt.

Vom Freigänger zum Streuner

Es kann passieren, dass sich eine Wohnungskatze bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit auf die Pfötchen macht und ihr Zuhause hinter sich lässt. Diese Gefahr droht sogar bei Tieren, die zunächst in der Sicherheit einer Wohnung aufgewachsen sind. Und zwar meist dann, wenn der Besitzer die Katze vernachlässigt und ihre Bedürfnisse missachtet, wenn er sie im Gegensatz dazu mit Zuwendung erdrückt, die Entwicklung ihrer Persönlichkeit verhindert und dem Tier seinen Willen aufzwingt. Den Freiheitsdrang, vor allem junger Katzen, sollte niemand unterschätzen. Sie sind durchaus in der Lage, sich ein neues Heim zu suchen.

Gefahren beachten

Die Möglichkeit, in die Freiheit zu spazieren, birgt für das Tier auch große Gefahren. Eine Wohnungskatze ist nicht so robust wie ein Freigänger und auch nicht gegen Krankheitserreger so sehr abgehärtet, dass ihr die Außenwelt wenig ausmacht. Erfahrene Freigänger reagieren besser auf Reize aus der Umwelt. Und obwohl Katzen ihre über hunderte von Jahren ausgeprägten Eigenschaften nicht verlieren, dauert es eine Weile, bis ein Stubenkätzchen reif für das Territorium draußen ist.

Wer eine ältere Katze hat, sollte sich Freigang gut überlegen. Selbst gesunde Tiere entwickeln früher oder später Krankheiten und brauchen Medizin. Wer weiß schon, wann der kleine Freigänger nach Hause kommt. Gefährlich wird das, wenn bei chronischen Krankheiten Medikamente auf die Minute genau gegeben werden müssen. Wer ein solches Kummerkätzchen hat, sollte es ohne schlechtes Gewissen in der sicheren Wohnung belassen.